Architektur zur Dachbegrünung (III)

In diesem Monat wollen wir grundsätzliches zur Dachbegrünung besprechen. Dachbegrünungen sind nichts Neues, doch im Zeitalter der Flächenversiegelung gewinnt die Dachbegrünung immer mehr an Bedeutung.In diesem Monat wollen wir grundsätzliches zur Dachbegrünung besprechen. Dachbegrünungen sind nichts Neues, doch im Zeitalter der Flächenversiegelung gewinnt die Dachbegrünung immer mehr an Bedeutung. Die alte Erkenntnis aus der Zeit, als der Mensch noch in Erdhäusern wohnte, daß man sich mit Erde und Pflanzen schützen kann, hat sich noch in einigen nordischen Grasdachbauweisen erhalten. Dachbegrünungen werden erhebliche bauphysikalische Wirkungen wie Wärmedämmung, Wetterschutz, Strahlungsschutz, Schallschutz oder Konstruktionschutz zugesprochen. Dachbegrünungen können nutzbare Flächen mit Wegen und Terrassen sowie einfach schöne Gärten und Grünflächen sein. Auf Dächern können fast die selben Pflanzenarten wie auch in Gärten gepflanzt werden. Aber dazu kommen wir später. Zuerst die Architektur und einige Grundbegriffe.

Architektur zur DachbegrünungZu Beginn ist die baurechtliche Seite zu klären. Gibt es Auflagen oder Einschränkungen bei der Nutzung und Gestaltung von Dächern? Ob sich ein Bauwerk zur Begrünung eignet, ist abhängig von verschiedensten Faktoren, wie Dachneigung, Dachbauweise, Dachabdichtung, Stoffverträglichkeit, Lastannahme, Dachentwässerung und Windbelastung. Außerdem sind noch die örtlichen Witterungsverhältnisse, wie Besonnung und Beschattung, von Bedeutung.


Dachneigung

[IMG]dachterasse1.2.gif[/IMG]Die Dachneigung ist bau- und vegetationstechnisch von großer Bedeutung. Dächer mit weniger als 20° Dachneigung werden als Flachdächer bezeichnet, Steildächer haben mehr als 20° Dachneigung. Bei Flachdächern ist ein Gefälle in erster Linie aus entwässerungstechnischen Gründen erforderlich. Um eine einwandfreie Entwässerung zu gewährleisten, sollte das Mindestgefälle 2% (1,14°), besser jedoch 3% (1,72°) betragen. Steildächer mit mehr als 20° Neigung erfordern konstruktive Schubsicherungen. Bei Dächern mit mehr als 30° Neigung nimmt die vegetationstechnische Problematik zu. Der Begrünungsaufbau und die Vegetationsform müssen den Besonderheiten des Daches angepaßt werden. Hierbei sollten Fachleute zu Rate gezogen werden.

Flachdachbauweisen

[IMG]dachterrasse1.3.gif[/IMG]Am Anfang oder an der Basis steht die Dachdecke, die aus Beton, Trapezblech oder Holz sein kann. Darunter gibt es die Möglichkeit der unterseitigen Wärmedämmung. Der weitere Aufbau ist abhängig von der gewünschten Begrünungsart (Intensivbegrünung, Extensivbegrünung) und der Unterkonstruktion (Tragfähigkeit). Nachfolgend eine kurze Erklärung zu den o. g. Begriffen. Unter Intensivbegrünung versteht man eine regelmäßig gepflegte und in der Regel nutzbare Anlage. Ihrer Kreativität sind so gut wie keine Grenzen gesetzt. Vielleicht darf es ein Spielrasen sein oder ein Ziergarten, ja vielleicht auch ein Teich auf dem Dach. Es gibt sogar Baumbepflanzungen. Unter Extensivbegrünung versteht man eine einfache, naturnahe Begrünungsform. Extensive Dachbegrünungen sind selbsterhaltend, d. h., die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen erfolgt durch natürliche Prozesse. Nur in Ausnahmefälle müssen diese Pflanzendecken gewässert werden. Genaueres zu Intensiv- und Extensivbegrünung in unserem nächsten "Thema der Woche". Nun wieder zurück zum Dachaufbau. Wir unterscheiden drei Dachaufbauformen:

1. Das Warmdach

Unter einem "Warmdach" versteht man die Deckenkonstruktion und ein direkt aufgebrachter Dachaufbau. Dieser besteht aus der Trenn- und Ausgleichsschicht, der Dampfsperre, der Wärmedämmung und der Dachabdichtung. Die Dampfsperre hat eine sehr wichtige Funktion. Sie verhindert, daß aufsteigende Feuchtigkeit die Wärmedämmschicht durchfeuchtet.

2. Das Kaltdach

Das Kaltdach setzt sich aus zwei Konstruktionsschichten zusammen. Die erste Schicht besteht aus der raumseitigen Dachdecke und der Wärmedämmung. Die zweite Schicht wird aus einer oberen, dünnen Dachschalung und der Dachabdichtung gebildet. Zwischen beiden Schichten befindet sich ein Raum, in dem die Luft zirkulieren muß, um aufsteigende Feuchtigkeit abzuführen.

3. Das Umkehrdach

Beim Umkehrdach liegt die Wärmedämmung über der Dachabdichtung. Diese Konstruktion soll die empfindliche Dachhaut vor mechanischen Beschädigungen schützen.

Bewässerung

Die Wasserversorgung für extensive und intensive Dachbegrünungen ist grundsätzlich verschieden. Extensive Dachbegrünungen sollen nur durch natürliche Niederschläge versorgt werden. Wassermangel ist hier der wichtigste Regulator. Es ist jedoch empfehlenswert, für langanhaltende Trockenphasen die Möglichkeit einer Schlauchbewässerung vorzusehen (Sprühschlauch, Beregnungsanlage). Im Dacheinlauf sollte ein Anstausatz eingebaut werden, der den Wasserstand auf dem gewünschten Niveau hält.
Eine komfortable Lösung ist eine Bewässerungsautomatik mit selbstregulierendem Wasserzu- und -ablauf.

Lastannahme bei Gründächern

Die Tragfähigkeit einer Dachkonstruktion beeinflußt ganz wesentlich die Möglichkeit einer Begrünung und der Nutzung. Hier wird unterschieden in "ständiger Last" und in "Verkehrslast". Ständige Last ist die Summe der unveränderlichen Lasten (incl. Auffüllungen, Bodenbeläge usw.). Die Verkehrslast hingegen ist die Last, die beweglich ist (Personen, Geräte, Maschinen, Schnee, usw.).

Für die Lastenberechnung und Tragfähigkeit eines Daches gibt es klare gesetzlichen Vorgaben. Fragen Sie Ihren Architekten oder in Ihrem zuständigen Bauamt nach.

Grundsätzlicher Schichtaufbau bei Dachbegrünung

Funktionschichten

Vegetationsschicht
Filterschicht
Dränschicht
Schutzlage (je nach Bedarf)
Durchwurzelungsschicht
Trennlage
Dachabdichtung
Wärmedämmung
Dampfsperre



- https://www.baumagazin.de/511