Bauzinsen: Kreditnehmer profitieren von Anleihemärktenvon Robert Haselsteiner*

Baufinanzierungskunden sollten die positive Stimmung an den Anleihemärkten nutzen und die aktuellen Zinskonditionen festschreiben. Denn: Der Bund-Future notiert nahe seiner alten Höchstmarke von 124 Punkten, und die Bauzinsen befinden sich erneut nahe ihres Allzeittiefs. Interhyp erwartet allerdings, dass es in den kommenden Wochen zu Gewinnmitnahmen kommen wirdBaufinanzierungskunden sollten die positive Stimmung an den Anleihemärkten nutzen und die aktuellen Zinskonditionen festschreiben. Denn: Der Bund-Future notiert nahe seiner alten Höchstmarke von 124 Punkten, und die Bauzinsen befinden sich erneut nahe ihres Allzeittiefs. Interhyp erwartet allerdings, dass es in den kommenden Wochen zu Gewinnmitnahmen kommen wird. Ausgelöst wird die Korrektur am Zinsmarkt durch aufkeimende Inflationsindikatoren, die wieder eine Risikoprämie in langlaufenden Anleihen fordern werden. Nach den Leitzinsanhebungen der US-Notenbank ist in den USA der Abstand zwischen kurzfristigen Geldmarktsätzen und langfristigen Kapitalmarktzinsen geschrumpft. Das verdeutlicht die Überzeugung der Investoren, dass Inflation kein Thema ist. Zwar wirken die ansteigende weltweite Preistransparenz und die Globalisierung der Arbeitsmärkte deflationär - diese Effekte werden jedoch in den nächsten Monaten von exorbitanten Anstiegen des Ölpreises und anderer Rohstoffpreise überlagert. Dies wiederum wird sich in steigenden Produzenten- und Konsumentenpreisen niederschlagen. Die viel zitierte Aussage, nach der ein höherer Ölpreis nur zur Konsumabschwächung führe, nicht aber zu Preisdruck, mag für einen Ölpreis von 40 bis 50 Dollar pro Barrel gegolten haben. Bei aktuellen Spitzenwerten von 68 Dollar pro Barrel mit Tendenz nach oben ändert sich das Bild jedoch. Für die Notenbanken wird diese Kombination aus niedrigem Wachstum und steigenden Preisen zur besonderen Herausforderung. Die Europäische Zentralbank hat keinen Spielraum für Leitzinserhöhungen. Investoren langfristiger Anleihen werden nervöser und es wird zu kräftigen Schwankungen kommen.

Darlehensnehmer sollten die derzeitigen Bedingungen nutzen. Es gilt, mittels langfristiger Zinsbindungen die günstigen Konditionen für viele Jahre festzuschreiben. So kann die niedrige Monatsrate für das Immobiliendarlehen fast bis zur Schuldenfreiheit gesichert werden. Bei einer Tilgung von mindestens zwei Prozent können Darlehensnehmer nach rund 25 Jahren schuldenfrei sein. Kreditnehmer, die noch bessere Konditionen und Sondertilgungsoptionen wünschen, können ihr Darlehen aufteilen. Ein Teil des Kredits wird dann variabel verzinst und an den EURIBOR-Satz gebunden. Solche Kombi-Darlehen sind günstiger und der variable Teil kann jederzeit zum Zinsanpassungstermin teilweise oder ganz zurückgezahlt werden. Zusatzkosten für Sondertilgungen entfallen.
Nicht nur Immobilienkäufer und Bauherren können sich über die Lage am Anleihemarkt freuen. Wer bereits einen Kredit bedient und vor einer Anschlussfinanzierung steht, kann aufgrund der flachen Zinsstrukturkurve bereits heute durch günstige Forward-Darlehen seine Anschlussfinanzierung unter Dach und Fach bringen - auch wenn diese erst in 36 Monaten anstehen sollte. Dabei lohnt sich ein Vergleich der Konditionen. Die von der Bank vorgelegten Anschlusskonditionen sind meist weit von den Bestpreisen am Markt entfernt. Die Kosten des Bankenwechsels sind, verglichen mit den Ersparnissen, zu vernachlässigen. Auf jeden Fall gilt: An den Finanzierungskosten scheitert derzeit keine Immobilienanschaffung. Es ist günstig wie nie, vom Mieter zum Eigentümer zu werden.

Die Bestsätze für Annuitätendarlehen für 5 Jahre liegen derzeit bei 2,91%, für 10 Jahre bei 3,43%, für 15 Jahre bei 3,68%, für 20 Jahre bei 3,89% und für 22 Jahre bei 4,22% effektiv.

Tendenz:
- kurzfristig: aufwärts
- mittelfristig: aufwärts


* Robert Haselsteiner ist Gründer und Vorstand der Interhyp AG. Er verfügt über langjährige Erfahrung im Investment Banking - unter anderem im Fixed Income Bereich - bei Salomon Brothers und Goldman Sachs.


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