Anbieter suchen nach neuen Wachstumsmärkten

Kundenfreundlich: Unternehmen wollen „Tarifdschungel“ bei Telefonverträgen lichten. Unternehmen setzen stärker auf Komplett-Pakete. „Mobile Datendienste“ gehen an den meisten Kunden vorbeiKundenfreundlich: Unternehmen wollen „Tarifdschungel“ bei Telefonverträgen lichten. Unternehmen setzen stärker auf Komplett-Pakete. „Mobile Datendienste“ gehen an den meisten Kunden vorbei.

Bonn / Düsseldorf. Integration, Übersichtlichkeit und Kundenfreundlichkeit sind in Zukunft die Schlagwörter, an denen sich die gesamte Telekommunikationsbranche messen lassen muss. Nicht nur die Bereiche Mobilfunk und klassischer Festnetzanschluss, auch Kabelfernsehen und Internet wachsen immer stärker zusammen. Was die Kunden bislang zumeist von unterschiedlichen Anbietern beziehen, soll bald von einem Anbieter im Komplettpaket geliefert werden. Insgesamt, das wurde jetzt auf der 13. Internationalen Handelsblatt Jahrestagung „Telekommarkt Europa“ in Düsseldorf deutlich, rechnet die Branche kaum noch mit Wachstum bei der klassischen Sprachtelefonie. Im aufziehenden Verteilungskampf soll deshalb vor allem durch Komplettpakete und Kundenfreundlichkeit gepunktet werden. Neben den integrierten Kommunikationslösungen – die als besonders nutzerfreundlich angesehen werden – nehmen sich die Strategie-Abteilungen der Unternehmen endlich auch den „Tarifdschungel“ der Gesprächsgebühren vor. Grundgebühr, Anschlusspreis, Mindestumsatz, spezielle Mondschein-Tarife oder unterschiedliche Preise bei Anrufen in fremde Netze – all das könnte schon bald aus dem Vokabular der Telefonanbieter verschwinden. Insgesamt stehe die gesamte Branche vor einem dramatischen Wandel.

Dass dabei der bereits erschlossene Markt nicht ausreichen wird, um die Unternehmen langfristig und profitabel zu führen, wissen die Konzerne ebenfalls. Zudem brechen vielen Anbietern bislang sicher geglaubte Marktsegmente weg. Der Festnetz-Markt ist beispielsweise seit Jahren stark rückläufig. Die Deutsche Telekom etwa verlor im Jahr 2006 rund 2 Millionen Festnetzkunden, die ihren magentafarbenen Anschluss gekündigt haben – knapp drei von vier telefonieren mittlerweile bei der Konkurrenz billiger, 17 Prozent verzichten inzwischen ganz auf das Festnetz. Und auch die verbleibenden 32 Millionen Heimanschlüsse sind langfristig keine „sichere Bank“. Dabei hält der Bonner Konzern trotz der Verluste noch satte 87,6 Prozent am Festnetzmarkt und bleibt wohl auch in den nächsten Jahren Marktführer in diesem Segment. Dennoch schrillen die Alarmglocken in der Bonner Konzernzentrale.

Mobiles Internet: Angebote gehen am Markt vorbei
Bezogen auf die Mobilfunkanbieter zeichnet sich ein weiterer Trend ab. Zwar versuchen auch diese Unternehmen weiter in Richtung Festnetz und Internet zu wachsen, doch das Augenmerk liegt für viele Anbieter im Bereich der „mobilen Datendienste“. Fußball-Ticker, E-Mail-Abruf und mobiles Internet sind dabei nur die naheliegenden Dienstleistungen, die via Handy angeboten werden. Doch genau diese Sparte der zumeist kostenpflichtigen Zusatzdienste hat diverse Kinderkrankheiten. Zum einen sind die Übertragungsstandards noch nicht einheitlich und unterscheiden sich von Anbieter zu Anbieter, zum anderen liegt die technische Entwicklung teilweise noch weit hinter den Ankündigungen der Firmen zurück. Das vielleicht entscheidenste Hindernis könnte aber bei den Nutzern selbst liegen. Denn glaubt man den aktuellen Marktbefragungen, so wollen rund 88 Prozent der Deutschen das Handy auch in Zukunft ausschließlich zum Telefonieren und zum Versand von Kurzmitteilungen nutzen. Im Schnitt kamen die Bundesbürger so auf rund 57 Milliarden Handy-Gesprächsminuten im Jahr 2006, was einem Anteil am Gesamtvolumen von stattlichen 19 Prozent entspricht. Jeder Deutsche telefonierte also im vergangenen Jahr durchschnittlich 695 Minuten via Mobiltelefon.

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