Eigenheimerwerb:Wie Käufer einen realistischen Objektpreis ermitteln

Beim Immobilienerwerb spielt der Preis eine zentrale Rolle. Einen Anhaltspunkt bildet der Preisvergleich mit ähnlichen Objekten in gleicher Lage. Gewissheit bringt er allerdings nicht. Selbst der Vergleich von zwei identischen Reihenhäusern in der gleichen Siedlung gibt nur bedingt Klarheit darüber, ob der Preis angemessen oder überteuert ist. Allenfalls eine Einordnung gegenüber dem allgemeinen Marktpreisniveau ist möglich.Immobilienpreise hängen sehr stark von individuellen Vorstellungen, Wünschen und Zwängen des jeweiligen Verkäufers ab. "Würden mehrere Verkäufer unabhängig voneinander eine Preisvorstellung für ein und dasselbe Objekt abgeben, bekäme man stets verschiedene Werte", berichtet Robert Anzenberger, Vorstand des bundesweiten Immobiliendienstleisters PlanetHome. Da es kaum objektive Bewertungskriterien gibt, müssen Käufer individuell entscheiden, welchen Preis sie für angemessen halten. Dabei spielen die persönliche Finanzkraft und die Eignung der Immobilie für die persönlichen Zwecke eine wesentliche Rolle. Preisbestimmend sind zudem Lage und Qualität der Immobilie. 

"Die Objektlage hat oft stärkeren Einfluss auf den Preis als das Gebäude selbst", weiß Immobilienfachmann Anzenberger. So dürfte etwa ein heruntergekommenes Haus am Starnberger See regelmäßig einen höheren Preis erzielen als eine Nobelherberge am Standort Ludwigshafen. Preisdruck herrscht auch in eng bebauten Ballungsgebieten. Ist der Baugrund begrenzt, müssen Käufer für attraktive Stadtlagen deutlich tiefer in die Tasche greifen als auf dem Land. In begehrten Stadtvierteln sind 700 Euro pro Quadratmeter keine Seltenheit. Für 250 Quadratmeter Grundfläche fallen dadurch 175.000 Euro Kaufpreis an - in strukturschwachen Regionen bekommt man dafür halbe Ländereien.

Ob eine Lage optimal ist, muss jeder Käufer für sich entscheiden. Familien bevorzugen meist Gegenden mit kindgerechter Infrastruktur, vor allem mit Schulen, Kinder- und Freizeiteinrichtungen. Junge, kinderlose Haushalte suchen oft zentrale Lagen mit breitem kulturellen Angebot. Ältere zieht es eher in ruhige Gegenden mit viel Grün. Allerdings gibt es zentrale Aspekte, die allgemeine Gültigkeit besitzen. Schließlich darf man den Wiederverkauf nie ganz ausschließen. So ist die Lage an einer Hauptverkehrsstraße genauso ein Verkaufshindernis wie völlige Abgeschiedenheit. Sind Einkaufsmöglichkeiten oder Ärzte weit weg, heben viele Käufer abweisend die Hände. Wichtig ist auch die Frage, ob in unmittelbarer Umgebung größere Bauprojekte geplant sind, die dauerhaft Verkehrslärm oder eine Verschlechterung des Wohnumfelds auslösen. Informationen darüber erhält man bei der zuständigen Baubehörde. Oft wissen aber auch Immobilienvermittler vor Ort sehr gut über geplante Bauvorhaben Bescheid. Zudem kann man im Gespräch mit dem Makler in Erfahrung bringen, welches Preisniveau im anvisierten Viertel als angemessen gilt. Nicht selten hat der Vermittler auch Angebote parat, die noch nicht in der Zeitung oder im Internet veröffentlicht sind.

Neben der Lage sollte man den Zustand des Objekts gründlich checken. Gebäudesubstanz, Haustechnik und Energiebilanz sind wichtige Prüfkriterien. Baulaien sollten dabei profunden Sachverstand nicht vernachlässigen, schließlich geht es um viel Geld. Versteckter Schimmelbefall, ein reparaturbedürftiges Dach oder schlechte Energiewerte sind oft nur von Fachleuten erkennbar. Für Kaufinteressenten sind erfahrene Handwerker, Architekten oder Energieberater erste Ansprechpartner. Der Kostenaufwand kann in Grenzen gehalten werden. So unterstützt die öffentliche Hand zum Beispiel die Energieberatung mit Zuschüssen. Zudem können Bauexperten eine grobe Kalkulation über anfallende Sanierungs- und Renovierungskosten abgeben.

- https://www.baumagazin.de/3860