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Rekordausgaben für Energie

Hausmodernisierung drosselt Verbrauch deutlich ein Beitrag von Dr. Marco Bargel, Chefvolkswirt der Postbank AG

Deutsche Haushalte haben in den vergangenen beiden Jahren knapp 60
Milliarden Euro für Energie bezahlt so viel wie noch nie! Das zeigt
eine aktuelle Studie des Postbank Research. Die Stromkosten machen fast
die Hälfte der Ausgaben aus, auf Erdgas entfällt etwa ein Drittel.
Heizöl spielt mit einem Anteil von 13 Prozent eine eher untergeordnete
Rolle. Verantwortlich für den höheren Aufwand ist vor allem der starke
Preisanstieg bei Strom und Gas. Seit der Liberalisierung der Strom- und
Erdgasmärkte in Deutschland vor zehn Jahren hat sich der Preis für
Erdgas beinahe verdoppelt. Die Kilowattstunde Strom kostete 2007 fast
50 Prozent mehr als 1998. Die Hoffnung, dass die Marktöffnung zu mehr
Wettbewerb und damit zu einer günstigeren Energieversorgung der
Haushalte führen wird, hat sich nicht erfüllt

ENERGIEVERBRAUCH DROSSELN

Die Bevölkerung reagiert auf die gestiegenen Preise mit
Energiesparen und dem Wechsel von teuren Energieträgern auf billigere.
Besonders der Heizölkonsum hat sich in den zurückliegenden zehn Jahren
signifikant verringert: 2007 verbrauchten die Haushalte nur etwa halb
so viel Heizöl wie 1998. Ein Grund dafür ist, dass viele
Eigenheimbesitzer in die Modernisierung ihrer Heizanlagen investiert
haben und durch Sanierungsmaßnahmen den Energiebedarf ihrer Immobilie
deutlich drosseln konnten. Gleichzeitig hat sich der Anteil der mit
Heizöl beheizten Neubauwohnungen von 20 Prozent Mitte der 1990er-Jahre
auf drei Prozent reduziert. Zugenommen hat seit 1998 allerdings der
Stromverbrauch. Dieser liegt heute gut zwölf Prozent höher als vor zehn
Jahren. Hier macht sich unter anderem bemerkbar, dass Haushalte heute
mit wesentlich mehr elektronischen Geräten ausgestattet sind als
damals.


PREISE STEIGEN WEITER

Die Energieausgaben der privaten Haushalte werden 2008 nach Analyse
des Postbank Research einen neuen Rekordwert erreichen. Einige Strom-
und Gasanbieter haben bereits zu Jahresbeginn ihre Preise kräftig
angehoben. Im Februar 2008 kostete eine Kilowattstunde Strom im
Durchschnitt gut vier Prozent mehr als Ende 2007, für Erdgas müssen
Privatkunden rund 3,5 Prozent mehr aufbringen. Weitere Preiserhöhungen
sind angekündigt. Setzt sich der Preisanstieg in den kommenden zehn
Jahren fort, müsste ein Privathaushalt im Jahr 2017 durchschnittlich
186 Euro pro Monat für Haushaltsenergie aufwenden gegenüber 124 Euro im
Jahr 2007.

KEIN ECHTER WETTBEWERB

Neben der gestiegenen Steuerbelastung sind höhere Beschaffungs- und
Produktionskosten ein wesentlicher Grund für die Preisanstiege bei
Haushaltsenergie: Die importierten fossilen Brennstoffe haben sich auf
dem Weltmarkt stark verteuert. Auch die heutige Marktstruktur in der
Energiebranche hemmt eine Entlastung bei den Preisen. So befinden sich
die Stromnetze in der Hand einiger weniger Unternehmen. Deshalb prüft
die Regierung, Stromerzeugung und -verteilung wirtschaftlich zu
trennen, um dadurch für noch mehr Wettbewerb unter den Anbietern zu
sorgen.

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