150jähriges Bauernhaus zu neuem Leben erwacht
Nachhaltigkeit des Baustoffs Ziegel beispielhaft unter Beweis gestellt: Ein historisches Bauernhaus in Solln an der Peripherie Münchens ist zu neuem Leben erwacht: 1848 zur wohn- und landwirtschaftlichen Nutzung errichtet, wurde es später zum Schul- und Wohnhaus umgebaut. In den folgenden Jahrzehnten erlebte das Gebäude eine wechselvolle Geschichte, bis 1998 das zur Ruine verfallene Einzeldenkmal von einem privaten Investor erworben und instand gesetzt wurdeEin historisches Bauernhaus in Solln an der Peripherie Münchens ist zu neuem Leben erwacht: 1848 zur wohn- und landwirtschaftlichen Nutzung errichtet, wurde es später zum Schul- und Wohnhaus umgebaut. In den folgenden Jahrzehnten erlebte das Gebäude eine wechselvolle Geschichte, bis 1998 das zur Ruine verfallene Einzeldenkmal von einem privaten Investor erworben und instand gesetzt wurde. "Nicht zuletzt dank der Nachhaltigkeit des Wandbaustoffs Ziegel gelang die umfangreiche Sanierungsmaßnahme. Sie gilt heute als beispielhafter Beitrag zur Erhaltung ländlicher Dorfstruktur", betont die mit der Planung betraute Architektin Dipl.-Ing. Karin Stauch aus München.Gleichwohl war es ein weiter Weg, bis das ehemalige Bauernhaus den gehobenen Ansprüchen moderner Wohnnutzung entsprach. Oberstes Ziel dabei war stets, die Bausubstanz und die einzelnen Bauelemente in Proportion und Gestaltung weitgehend zu erhalten. Eine umfassende Aufgabe, waren doch umfangreiche Sanierungs- und Umbaumaßnahmen erforderlich. Das gesamte Gebäude wurde komplett entkernt. Bestehende Wände wurden in Teilbereichen unterfangen und statisch tragende Wände sowie Decken in Obergeschossen mit Stahlträgern abgefangen. So entstanden zusätzliche Kellerräume und im Erdgeschoss größere Raumhöhen. Das Dachgeschoss verblieb in seiner Walmdachform, wurde jedoch zusätzlich mit Dachgauben versehen, um eine neue Wohnnutzung zu ermöglichen. Durch das Verlagern der Pkw-Stellplätze in eine begrünte Tiefgarage konnte der Charakter des freistehenden Anwesens erhalten bleiben.
Wie Architektin Stauch erläutert, besteht die komplette massive Bausubstanzaußen und innen aus Vollziegelmauerwerk im Bayerischen Format (29x14x6,5cm). Die durchgehende Lagerfuge im Ziegelmauerwerk erwies sich für die Ausbildung einer nachträglichen Feuchtigkeitssperre im Erdgeschoss als vorteilhaft: die Edelstahlbleche konnten problemlos über die gesamte Wandtiefe in die Lagerfugen eingeschlagen werden. In Kombination mit einem Sanierputzauftrag, der die Restfeuchte gänzlich abführte, sind die Wände nunmehr dauerhaft gegen kapillar aufsteigende Feuchtigkeit geschützt. Um die Homogenität des Ziegelmauerwerks zu erhalten, wurden Ausbrüche und Öffnungen mit Abbruchvollziegeln ergänzt, so dass der Verband im Mauerwerk originalgetreu geschlossen werden konnte. Für die geschosshohen neuen Ziegelwände kamen Hochlochziegel zum Einsatz, die sich problemlos in das historische Ziegelmauerwerk einbinden ließen.
Das steile Dach mit je einem Schopfwalm an den Enden wurde mit naturroten Biberschwanzziegeln im Rundschnitt eingedeckt. Attraktiver Blickfang ist ein dem historischen Vorbild entsprechendes neues Kaminhaus mit vermörtelten Biberschwanz-Dächlein. Die Gebäudehülle erhielt einen 8 cm dicken Wärmedämmputzauftrag. Durch die mit Bürstenstrich strukturierte Putzoberfläche passt sich die Fassade dem ländlichen Erscheinungsbild in der Region an. Weiterer Vorteil: die Putzstärke ermöglichte ein weiches Abrunden der Laibungen der Fenster und Gebäudeecken, was der Formensprache des ländlichen Bauens zusätzlich Ausdruck verleiht. "Die gebrochenen weichen Kanten vermitteln dem freistehenden Gebäude reizvolle Plastizität - im Gegensatz zur streng-geometrischen städtischen Fassade", so die Architektin. Die Innenwände wurden mit einem mineralischen Anstrich versehen, der "die raumklimatischen Vorteile eines Ziegelhauses unterstützt". Zusätzlich wirke der Wärmedämmputz dem Energieverbrauch gerade in großen Wohnhäusern entgegen. Die Authentizität der Gebäudeoptik wird unterstrichen durch den Einsatz neuer Kastenfensterkonstruktionen mit Isolierglas im Innenflügel und Einfachglas im Außenflügel, was wiederum eine filigrane Sprossenteilung in der Fassade ermöglichte.
Nach der Umbaumaßnahme zu zwei großzügigen Doppelhaushälften besticht das ehemalige Bauernhaus durch seine bewahrte typologische Schlichtheit aufgrund einfühlsamer Sanierung. "Insgesamt war es eine reizvolle Aufgabe, alte Bausubstanz mit neuen Materialien, moderner Technik und zeitgemäßen Gestaltungsmitteln in Harmonie mit der vorgefundenen Bauform instand zu setzen", resümiert Architektin Karin Stauch. "Dank des verantwortungsvollen behutsamen Umgangs mit dem historischen Bestand konnte der Ziegel zeigen, welches Produktprofil seit über 150 Jahren in ihm steckt" ergänzt auch das Ziegelforum e.V., München.
Internet: www.ziegel.com
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