EZB bleibt noch hart
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei ihrer gestrigen Sitzung die Leitzinsen unverändert bei 4,0% belassen. Sie überraschte die Marktteilnehmer, da offensichtlich sogar über eine Leitzinserhöhung diskutiert wurdeDamit möchte man anscheinend rhetorisch beweisen, dass nicht Konjunkturmanagement und schnelle Rettungsaktionen für die Kreditwirtschaft, sondern die Preisstabilität das Leitmotiv der EZB ist. Wie lange der EZB-Präsident Jean-Claude Trichet angesichts der Entwicklung in den USA und England durchhalten kann, ist fraglich. Die Währungshüter der Bank of England haben vor dem Hintergrund einer sich rapide verschlechternden Konjunkturstimmung im Land die Leitzinsen gestern um 0,25% gesenkt. Wir erwarten, dass sich die US-Notenbank (Fed) nächsten Dienstag ebenfalls für niedrigere kurzfristige Zinsen entscheiden wird. Die gestrige Ankündigung von Präsident Bush mit einem Hilfsprogramm Haushalte, die Zinsanpassungen bei ihren Immobilienkrediten nicht tragen können, durch Zinsverzicht zu unterstützen, zeigt wie tiefgreifend die Krise in den USA ist. Ein solcher dirigistischer Eingriff ist für eine freie Marktwirtschaft einmalig, zeigt aber den festen Willen, in Amerika diese Krise so rasch wie möglich in den Griff zu bekommen und eine längere Rezession zu vermeiden. Die US-Notenbank wird wie immer ihren Beitrag auf der Zinsseite liefern und durch weitere Leitzinssenkungen in 2008 für Unterstützung sorgen. Da auch einige europäische Länder in den vergangenen Jahren ihre hohen Wachstumsraten den florierenden Immobilienmärkten und damit hohem privaten Konsum zu verdanken hatten, droht dort in den nächsten Quartalen eine Abkühlung, auf die auch die EZB durch stabile Leitzinsen, eventuell sogar Zinssenkungen im Jahr 2008 wird reagieren müssen. Eine komplette Abkoppelung der Zinspolitik von Fed und EZB, so wie sie derzeit angedeutet wird, halten wir nicht für wahrscheinlich. Entscheidend für die Entwicklung bei den langfristigen Kapitalmarktzinsen wird die mittelfristige Inflationserwartung sein. Derzeit sind die Risikoprämien für lange Laufzeiten durch die hohe Nachfrage nach sicheren Staatsanleihen und die Erwartung wieder nachlassenden Inflationsdrucks in 2008/2009 sehr gering. Sollte sich diese Einschätzung als zu positiv erweisen, werden die Zinsstrukturkurven deutlich steiler werden. Bis zum Jahresende erwarten wir leicht steigende Baugeldzinsen.Daher bleibt Interhyp bei der Empfehlung, die aktuellen Zinssätze zu sichern und das gegenwärtige Niveau zu nutzen. Durch die weiterhin flache Zinskurve sind vor allem die langen Laufzeiten im historischen Vergleich sehr günstig. Dadurch kann langfristig Kalkulationssicherheit hergestellt werden. Die Top-Zinsen für 15-jähriges Baugeld liegen bei 4,73% - wie günstig das ist, zeigt die Tatsache, dass die besten Konditionen für Tagesgeld auf der Anlageseite für Privatkunden derzeit bei 4,25% liegen. Besonders 15-jährige und 20-jährige Zinsbindungen bieten gute Möglichkeiten, Sicherheit und Flexibilität zu kombinieren, da nach zehn Jahren ein gesetzliches Sonderkündigungsrecht besteht. Viele unserer Banken bieten durch den Einbau von KfW-Mitteln Optimierungsmöglichkeiten für Eigennutzer und die weiterhin günstigen Forward-Aufschläge sollten von Anschlussfinanzierern ebenfalls konsequent genutzt werden. Die Zinsaufschläge für Forward-Darlehen würden bei einer steileren Zinsstrukturkurve wieder ansteigen und die Absicherung des Verlängerungszinssatzes teurer machen. Interhyp empfiehlt weiterhin eine Tilgung von 2%, um in einem überschaubaren Zeitrahmen entschuldet zu sein.
Die Bestsätze bei Annuitätendarlehen für fünf Jahre liegen derzeit bei 4,42%, für zehn Jahre bei 4,58%, für 15 Jahre bei 4,74% und für 20 Jahre bei 4,91% effektiv.
Tendenz: kurzfristig: aufwärts
mittelfristig: seitwärts
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