Mittelstand – Urzelle der Wirtschaft
"Stirbt der Mittelstand?" – Mit diesem hochbrisanten Thema setzte die Podiumsdiskussion auf der Fachtagung "Forum Kies und Sand" in Aachen nicht nur einen politischen Akzent, sondern bewies einmal mehr Aktualität und Betroffenheit: Denn Diskussionsteilnehmer Wolfgang Liebscher, selbst Mittelständler und stv. Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Kies- und Sandindustrie e.V. (BKS), Duisburg, beantwortete die provozierende Frage für sich gleich zu Beginn mit einem eindeutigen "Ja". Bester Beweis für eine Sorge, die viele Unternehmer tagtäglich umtreibt"Stirbt der Mittelstand?" – Mit diesem hochbrisanten Thema setzte die Podiumsdiskussion auf der Fachtagung "Forum Kies und Sand" in Aachen nicht nur einen politischen Akzent, sondern bewies einmal mehr Aktualität und Betroffenheit: Denn Diskussionsteilnehmer Wolfgang Liebscher, selbst Mittelständler und stv. Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Kies- und Sandindustrie e.V. (BKS), Duisburg, beantwortete die provozierende Frage für sich gleich zu Beginn mit einem eindeutigen "Ja". Bester Beweis für eine Sorge, die viele Unternehmer tagtäglich umtreibt. Anlass für das Streitgespräch war nach Aussagen der verantwortlichen Organisatoren denn auch "das Szenario anhaltend rückläufiger Baukonjunktur, forciert durch falsche politische Rahmenbedingungen und einer nie da gewesenen Pleitewelle, die durchs Land rollt".Der Diskussion vor rund 800 Unternehmern sowie Repräsentanten aus Politik, Umwelt und Behörden stellten sich Dr. Kurt Demmer, IBK Deutsche Industriebank AG, Unternehmer Wolfgang Liebscher, stv. Vorstandsvorsitzender des BKS, MdB Hartmut Schauerte, Sprecher der CDU-Mittelstandsvereinigung und Hans-Jürgen Reitzig, Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve. Kompetent moderiert wurde das Streitgespräch von BKS-Hauptgeschäftsführer Hans-Peter Braus.
Bereits in der Definition des Begriffs Mittelstand geriet die Politik in die Kritik: "Alles, was nicht Konzern ist, ist Mittelstand. Oder anders gesagt: Alles was pleite gehen kann, ohne dass sich die Politik darum kümmert, ist Mittelstand." Zwar gelte die Unternehmenskultur anerkanntermaßen als Garant für Arbeits- und Ausbildungsplätze, als Regulator für fairen Wettbewerb. Dennoch erweise sich die Politik aufgrund erwürgender Bürokratie vielfach als mittelstandsfeindlich. Maßgeblich für diese Diskrepanz seien fehlende Lobby, vorherrschende Zersplitterung und eine nicht erkennbare Gegenwehr. "Wir brauchen wieder eine Renaissance der Mittelstandspolitik, und zwar unter Mitwirkung der Unternehmer", so der Bundestagsabgeordnete Schauerte. Hilfreich sei ein enges Bündnis zwischen Betrieben und Beschäftigten. Denn je intensiver dieses Bündnis von der Politik - auch im Sinne der neuen Mitte - wahrgenommen werde, desto größer seien Durchsetzungsmöglichkeiten, desto schneller könnten notwendige Verbesserungen mittelständischer Strukturen erwachsen. Der Sprecher der CDU-Mittelstandsvereinigung rief die Unternehmer auf, "immer hellwach zu sein, damit die Marktwirtschaft nicht zur Machtwirtschaft verkommt, damit nicht die Großen sich den Kuchen aufteilen". Als Problemlösung für eine effektive Mittelstandspolitik forderte er eine die Interessen des Mittelstandes integrierende gute Gesamt- und Steuerpolitik mit einfachen Steuersätzen, die es ermöglichen, Eigenkapital zu bilden.
"Stirbt der Mittelstand auch, weil die Banken vermehrt den Hahn zudrehen?", so die überspitzte Frage von Diskussionsleiter Braus an Dr. Kurt Demmer. Dieser räumte ein, dass sich die Kooperation mit Geldinstituten heute schwieriger darstelle. In der derzeitigen Umbruchsituation im Bankgewerbe hätten manche Banker die Bremsen angezogen, schauten genauer hin, bei wem sie was finanzierten. Doch in vernünftige Geschäftsmodelle würde auch künftig investiert - aus Unternehmersicht allerdings zu ungünstigeren Bedingungen als früher. Dennoch glichen diese Konditionen denen in den USA, die nur Top-Unternehmen gewährt würden.
Kritisch merkte Demmer an, dass manche Mittelständler nicht über ein konsequentes Controlling verfügten. Es fehle ihnen somit am richtigen Instrumentarium, um durch schwieriges Fahrwasser zu steuern. Jeder sollte deshalb Zahlen in der Schublade haben, die den Banken Auskunft über den aktuellen Stand des Unternehmens geben. Hieran müsse gearbeitet werden – zum eigenen Nutzen. In die gleiche Richtung zielte die Frage nach der Strategie, durch harten Preiskampf Marktanteile zu sichern oder dem Preiskampf auszuweichen und im Sinne kontrollierter Offensive z.B. Kapazitäten gezielt herunter zu fahren. Auch eine Position, die ein wettbewerbsfähiges Unternehmen bewusst einnehmen müsse.
Die Gefahr, dass der Mittelstand von Konzernen aufgekauft werde, wurde derzeit aufgrund von Investitionsstop, Kazapitäts- und Marktanpassung verneint. Probleme bereite vielmehr die Zukunftssicherung der Betriebe. "Kann der jüngeren Generation noch empfohlen werden, das Familienunternehmen weiterzuführen?", fragte denn auch Wolfgang Liebscher kritisch und verwies auf die von der Politik geschaffenen unsicheren Rahmenbedingungen, die jede langfristige unternehmerische Planung unmöglich machten. Der Unternehmer, der das volle Risiko trage, sei nicht mehr in der Lage, im Hinblick auf Steuerbelastungen, zunehmende gesetzliche Auflagen, arbeitsrechtliche Erschwernisse oder umweltpolitische Entwicklungen verlässlich in die Zukunft zu agieren. Diese absolute allgemeine Verunsicherung "ist eines unserer größten Probleme. Hier muss wieder mehr Verlässlichkeit eingebracht werden", gab auch CDU-Politiker Schauerte zu bedenken.
Klare Wünsche an die Politik richtete Wolfgang Liebscher und traf damit die Grundeinstellung des Auditoriums: "Lasst uns einfach arbeiten und unsere Chancen selbst wahrnehmen. Wir haben moderne Betriebe. Erstickt uns nicht mit Auflagen. Alles andere ergibt sich von selbst. Wer Geld verdient, gibt es auch wieder aus zum Nutzen und Wohle der Gesellschaft. Aber angefangen werden muss mit der Wirtschaft, deren Urzelle der Mittelstand ist – nicht mehr und nicht weniger, ganz einfach." Diese Richtung betonte auch Hans-Jürgen Reitzig von der IHK. "Wir müssen verkrustete Strukturen aufbrechen, Bürokratie wegnehmen und den Arbeitsmarkt entriegeln." Die Theorie, dass mit mehr Belastung von Wirtschaft und Konsumenten, Wirtschaftswachstum herzustellen sei, gehöre der Vergangenheit an. "Weniger ist mehr, das bitte intelligent und schnell. Dann kann´s wieder voran gehen, kann der Mittelstand die ihm eigenen Stärken ausspielen: Flexibilität, Kunden- und Marktnähe und die schnelle Umsetzung individueller Anfragen seiner Geschäftspartner."
Abschließend war man sich einig, dass der Mittelstand nicht sterben würde. Auch Unternehmer Liebscher revidierte sein anfängliches "Ja" auf die Frage des Podiums "Stirbt der Mittelstand?". Mit den anderen Diskutanten zeigte er sich sicher, "dass der Mittelstand stark genug ist, auch Krisen zu meistern". In seinem Abschlusswort bestätigte BKS-Präsident Michael Schulz, dass die Kies- und Sandindustrie sich zwar momentan in einer schwierigen Situation befinde. "Aber sie wird hier in Deutschland Bestand und eine dauerhaft sichere Zukunft haben."
Weitere Informationen erteilt:
Bundesverband der Deutschen Kies- und Sandindustrie e.V.
Düsseldorfer Straße 50, 47051 Duisburg
Tel.: 0203 – 99239-47; Fax: 0203 – 99239-98
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